Stefan Konrad Raab, geboren am 20. Oktober 1966 in Köln, hat die deutsche Unterhaltungslandschaft wie kaum ein anderer geprägt. Vom gelernten Metzger zum gefeierten Entertainer, Fernseh- und Musikproduzenten, Komponisten, Musiker und Unternehmer – seine Karriere ist so vielseitig wie beeindruckend. Nach jahrelanger TV-Präsenz zog er sich 2015 aus der Öffentlichkeit zurück, nur um 2024 ein spektakuläres Comeback zu feiern. Tauchen Sie ein in die Welt eines der einflussreichsten Entertainer Deutschlands.
Frühe Jahre und Ausbildung
Stefan Raab wuchs mit seiner Schwester im Kölner Stadtteil Sülz auf, wo seine Eltern eine Metzgerei betrieben. Nach seinem Abitur 1986 am Aloisiuskolleg in Bonn-Bad Godesberg leistete er seinen Grundwehrdienst in der Flugbereitschaft BMVg in der Luftwaffenkaserne Wahn. Anschließend studierte er fünf Semester Rechtswissenschaft, während er parallel eine Metzgerlehre im elterlichen Betrieb absolvierte, die er 1990 als Bezirksbester der Handwerkskammer zu Köln abschloss.
Diese ungewöhnliche Kombination aus akademischer Bildung und handwerklichem Können sollte später zu seinem Markenzeichen werden – Raab verstand es wie kein anderer, Hochkultur mit Unterhaltung zu verbinden und dabei stets bodenständig zu bleiben.
Musikalische Anfänge
Raabs Karriere begann 1990 als Produzent von Werbejingles. Er erstellte Jingles für das ARD-Morgenmagazin, die Talkshows Bärbel Schäfer und Veronas Welt sowie für die Zahnpasta Blend-a-med. Zudem produzierte er Musik für Künstler wie Bürger Lars Dietrich und Die Prinzen. Im selben Jahr erschien sein erstes Album „The Best of Schäng and the Gäng Vol. 3“, an dem der Jazz-Trompeter Till Brönner mitwirkte.
Sein musikalisches Talent zeigte sich früh – Raab beherrscht zahlreiche Instrumente, darunter Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboard und Saxophon, obwohl er nach eigener Aussage keine Noten lesen kann. Diese autodidaktische Herangehensweise prägte seinen unkonventionellen Musikstil.
„Ich kann keine Noten lesen, aber ich habe ein gutes Gehör. Wenn ich eine Melodie im Kopf habe, kann ich sie sofort spielen.“
Der Weg zum TV-Star
Im November 1993 bot Raab dem Musikfernsehsender VIVA selbstentworfene Programmjingles an. Nach einem Casting wurde ihm die Moderation der Sendung „Vivasion“ angeboten, die er von Dezember 1993 bis Dezember 1998 moderierte. Entdeckt wurde er von Aufnahmeleiter Marcus Wolter, der später auch die Fernsehshow „TV total“ entwickelte.
1994 sang Raab in seiner Fernsehsendung „Vivasion“ während der Berichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft live einen Rap-Song über den damaligen deutschen Bundestrainer Berti Vogts. Kurz darauf veröffentlichten Stefan Raab & die Bekloppten dieses Lied unter dem Titel „Böörti Böörti Vogts“. Der Titel erreichte im Juli 1994 Platz vier der deutschen Hitparade und markierte seinen ersten großen Erfolg.
TV total – Die Erfolgsshow
Von März 1999 bis Dezember 2015 moderierte Raab die Sendung „TV total“ des Privatsenders ProSieben, die anfangs wöchentlich ausgestrahlt wurde und seit Frühjahr 2001 viermal pro Woche lief. Die Show revolutionierte die deutsche Fernsehlandschaft mit ihrem frechen, oft respektlosen Humor und der Fähigkeit, aus alltäglichen TV-Pannen Unterhaltung zu schaffen.
Unvergessliche TV total Momente
Erinnern Sie sich an die legendären Momente aus TV total? Von der Maschendrahtzaun-Affäre bis zu den Interviews mit internationalen Stars – Stefan Raab schuf Fernsehgeschichte.
Sondersendungen und Formate
Raab entwickelte zahlreiche erfolgreiche Formate, die das deutsche Fernsehen nachhaltig prägten. Zu seinen bekanntesten Kreationen gehören:
Schlag den Raab
In dieser Show trat Raab gegen Kandidaten in bis zu 15 verschiedenen Spielen an. Mit einem Preisgeld von bis zu 500.000 Euro gehörte sie zu den höchstdotierten Spielshows im deutschen Fernsehen. Raab bewies hier sein außergewöhnliches sportliches Talent und seinen unbändigen Ehrgeiz.
TV total Wok-WM
Eine der skurrilsten Erfindungen Raabs war die Wok-WM, bei der Prominente in umgebauten chinesischen Woks eine Bobbahn hinunterrasten. Die Veranstaltung wurde zum Kult und fand von 2003 bis 2015 jährlich statt.
TV total Turmspringen
Beim Turmspringen traten Prominente in Einzel- und Synchronwettbewerben gegeneinander an. Die Mischung aus sportlichem Ehrgeiz und komödiantischen Elementen machte die Veranstaltung zu einem Publikumsliebling.
TV total Stock Car Crash Challenge
Bei diesem Rennen traten Prominente in umgebauten Serienfahrzeugen auf einer Rennstrecke gegeneinander an. Die Mischung aus Rennsport und Demolition Derby sorgte für spektakuläre Unterhaltung.
Musikalische Erfolge
Neben seiner TV-Karriere feierte Stefan Raab auch als Musiker und Produzent große Erfolge. Seine bekanntesten Hits umfassen:
- Maschendrahtzaun (1999) – Basierend auf einem TV-Ausschnitt einer Nachbarin, die sich über einen Zaun beschwerte, wurde der Song mit dreifach Gold ausgezeichnet.
- Wadde hadde dudde da? (2000) – Mit diesem Nonsens-Song trat Raab beim Eurovision Song Contest an und erreichte den 5. Platz.
- Hier kommt die Maus (1996) – Zum 25. Jubiläum der „Sendung mit der Maus“ komponierte Raab diesen Hit, der Platz 2 der Charts erreichte.
- Space Taxi (2004) – Für den Film „(T)Raumschiff Surprise“ schrieb Raab diesen Song, den er gemeinsam mit Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian sang.
„Musik war immer meine erste Leidenschaft. Ich habe mit dem Schlagzeug angefangen und dann alle anderen Instrumente selbst beigebracht.“
Der Eurovision-Macher
Stefan Raab hat die deutsche Geschichte beim Eurovision Song Contest maßgeblich geprägt. Seine Beteiligung begann 1998, als er unter dem Pseudonym „Alf Igel“ den Song „Guildo hat euch lieb!“ für Guildo Horn komponierte, der den 7. Platz erreichte.
Im Jahr 2000 trat er selbst mit seinem Song „Wadde hadde dudde da?“ an und erreichte den 5. Platz. Seinen größten Erfolg feierte er jedoch 2010, als er die Castingshow „Unser Star für Oslo“ initiierte, aus der Lena Meyer-Landrut als Siegerin hervorging. Mit dem Song „Satellite“ gewann sie den Eurovision Song Contest 2010 – der erste deutsche Sieg seit Nicole im Jahr 1982.
Jahr | Künstler | Song | Raabs Beteiligung | Platzierung |
1998 | Guildo Horn | Guildo hat euch lieb! | Komponist (als „Alf Igel“) | 7 |
2000 | Stefan Raab | Wadde hadde dudde da? | Interpret & Komponist | 5 |
2004 | Max Mutzke | Can’t Wait Until Tonight | Entdecker & Produzent | 8 |
2010 | Lena Meyer-Landrut | Satellite | Initiator & Juror | 1 |
2011 | Lena Meyer-Landrut | Taken by a Stranger | Produzent & Co-Moderator | 10 |
2012 | Roman Lob | Standing Still | Juror | 8 |
Nach dem Eurovision Song Contest 2011, den er gemeinsam mit Anke Engelke und Judith Rakers moderierte, erklärte Raab seinen Rückzug von diesem Wettbewerb. 2012 war er noch einmal als Jurymitglied bei „Unser Star für Baku“ beteiligt.
Der Bundesvision Song Contest
2005 initiierte Stefan Raab in Anlehnung an den Eurovision Song Contest den Bundesvision Song Contest. Bei diesem Wettbewerb traten Künstler für die 16 deutschen Bundesländer an. Nach eigener Aussage wollte Raab mit diesem Format deutsche Musiker fördern und die deutsche Sprache in der Popmusik stärken.
Der Wettbewerb fand von 2005 bis 2015 jährlich statt und wurde zu einer wichtigen Plattform für deutsche Musiker. Zu den Gewinnern zählten bekannte Bands wie Juli, Seeed, Unheilig und Revolverheld. Der Bundesvision Song Contest trug maßgeblich dazu bei, deutschsprachige Musik wieder populär zu machen.
Wussten Sie schon? Der Bundesvision Song Contest hat vielen heute erfolgreichen deutschen Künstlern wie Mark Forster, Tim Bendzko und Kraftklub zu größerer Bekanntheit verholfen.
Talententdecker und Förderer
Stefan Raab hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Talente entdeckt und gefördert. Zu seinen bekanntesten „Entdeckungen“ zählen:
Elton
Als Praktikant bei VIVA entdeckt, wurde Elton (bürgerlich Alexander Duszat) zu Raabs treuem Sidekick und entwickelte sich später zum erfolgreichen Moderator eigener Formate.
Max Mutzke
Durch Raabs Castingshow „SSDSGPS“ entdeckt, vertrat Mutzke Deutschland beim Eurovision Song Contest 2004 und etablierte sich als erfolgreicher Soul- und Jazzsänger.
Lena Meyer-Landrut
Die Gewinnerin von „Unser Star für Oslo“ 2010 gewann den Eurovision Song Contest und wurde zu einem der größten deutschen Popstars der 2010er Jahre.
Raabs Gespür für Talente und seine Fähigkeit, diese zu fördern und zu entwickeln, haben die deutsche Unterhaltungslandschaft nachhaltig geprägt. Viele seiner Entdeckungen sind heute erfolgreiche Künstler und Moderatoren.
Rückzug und Comeback
Am 17. Juni 2015 gaben Raab und ProSieben bekannt, dass der Entertainer seine TV-Karriere zum Ende des Jahres 2015 beenden werde. Die letzte Ausgabe von „TV total“ wurde am 16. Dezember 2015 ausgestrahlt. Am 19. Dezember 2015 hatte er in der 55. Ausgabe von „Schlag den Raab“ seinen vorerst letzten öffentlichen Fernsehauftritt.
Nach seinem Rückzug blieb Raab als Produzent aktiv und entwickelte weiterhin Formate für das deutsche Fernsehen. Im März 2024 kündigte er über Instagram sein Comeback an, das am 14. September 2024 mit einem Boxkampf gegen Regina Halmich bei RTL realisiert wurde. Nach dem Kampf verkündete er seine dauerhafte Rückkehr ins Fernsehen mit neuen Formaten bei RTL.
„Ich bin zurück, und ich bleibe zurück. Ich habe einen Fünfjahresvertrag unterschrieben.“
Privatleben
Stefan Raab schirmt sein Privatleben konsequent von der Öffentlichkeit ab. Er lebt im Kölner Stadtteil Hahnwald und hat mit seiner Lebensgefährtin zwei Töchter (geboren 2004 und 2006). Weitere Informationen aus seinem Privatleben sind nicht bekannt, da er dieses während seiner Fernsehkarriere konsequent von der Öffentlichkeit abschirmte und etwaige Berichterstattungen juristisch untersagen ließ.
Dass der Öffentlichkeit über Raabs Privatleben so gut wie nichts bekannt ist, inspirierte den Liedermacher Friedemann Weise zu einem Lied mit dem Titel „Das Privatleben von Stefan Raab“.
Auszeichnungen und Ehrungen
Für seine Leistungen in der Musik- und Fernsehunterhaltung wurde Stefan Raab mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zu seinen wichtigsten Ehrungen zählen:
Fernsehpreise
- Mehrfacher Gewinner des Deutschen Fernsehpreises
- Mehrfacher Gewinner des Deutschen Comedypreises
- Adolf-Grimme-Preis (2005)
- Goldene Kamera (2004, 2008)
- Bambi (2008)
- Goldene Rose von Montreux (2011)
Musikpreise
- Mehrfacher ECHO-Gewinner als „Bester Produzent“
- Goldene Stimmgabel (1995)
- 1Live Krone (2010)
- Mehrere Gold- und Platin-Auszeichnungen für seine Singles
Vermächtnis und kultureller Einfluss
Stefan Raab hat die deutsche Unterhaltungslandschaft nachhaltig geprägt. Seine innovativen Formate revolutionierten das Fernsehen und inspirierten zahlreiche Nachfolger. Er verband gekonnt Hochkultur mit Unterhaltung und machte komplexe Themen wie den Eurovision Song Contest einem breiten Publikum zugänglich.
Sein Einfluss auf die deutsche Musikszene ist ebenfalls bemerkenswert. Durch Formate wie den Bundesvision Song Contest förderte er deutschsprachige Musik und verhalf vielen Künstlern zum Durchbruch. Seine eigenen musikalischen Erfolge und seine Beteiligung am Eurovision Song Contest haben die deutsche Popkultur der 2000er Jahre maßgeblich mitgestaltet.
„Stefan Raab hat das deutsche Fernsehen revolutioniert. Er hat Unterhaltung neu definiert und Grenzen verschoben.“
Auch nach seinem Rückzug 2015 blieben seine Formate präsent – viele seiner Shows wurden fortgeführt oder neu interpretiert. Sein Comeback 2024 zeigt, dass sein Einfluss auf die deutsche Unterhaltungsbranche ungebrochen ist.
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